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Suter Le Laudi - Fassung für Kammerorchester von Urs Stäuble


Im Sommer 1923 reiste Hermann Suter nach einer anstrengenden Konzertsaison ins Engadin, wo er mit seiner Frau am Silsersee eine Privatwohnung bezog. Hier, in der Stille der Bergwelt, fand er Erholung und Ruhe, wobei er aber nicht untätig war: In ungefähr zwei Monaten entstand das Oratorium Le Laudi di San Francesco d’Assisi. Grundlegende Ideen zur Konzeption mag er schon vorher in sich getragen haben, Instrumentierung und letzte Ausarbeitung mochten noch folgen, aber die eigentliche Komposition des Werkes erfolgte in einem Zuge, und er ruhte nicht eher, als bis sie vollendet war.

Suter widmete das Werk «seinem» Basler Gesangverein, und an dessen Feier zum 100-jährigen Bestehen brachte er es im Juni 1924 im Basler Münster zur Uraufführung, die mit grosser Begeisterung aufgenommen wurde und nachfolgende Aufführungen in aller Welt auslöste.

Zwar wird Le Laudi auch heute noch hie und da aufgeführt, aber der grosse personelle und finanzielle Aufwand, den eine Aufführung verlangt, übersteigt die Möglichkeiten der meisten Chöre: 23 Bläser nebst umfangreichem Schlagwerk, Celesta, Harfe, Klavier und Orgel umfasst die originale Partitur, was eine grosse Streicherbesetzung und einen entsprechend gross besetzten Chor erfordert.

Davon ausgehend, dass die Orgel letztlich ein Blasinstrument ist, habe ich eine Kammerfassung verfasst, welche die relevanten Bläserstimmen der Orgel übergibt. Ein Streichquintett, dessen Besetzung sich an der Grösse des Chors orientiert, und ein Schlagzeugspieler (Pauken, Glockenspiel und Tamtam) vervollständigen das Instrumental-Ensemble. Die Vokalstimmen (Soli, Chor und Kinderstimmen) bleiben unverändert, sodass aus dem bestehenden, bei Hug Musikverlage erschienenen Klavierauszug gesungen werden kann.

Möge meine Kammerfassung Le Laudi auch kleineren Chören zugänglich machen, diesen ergreifenden Lobgesang mit dem altitalienischen Text des Franz von Assisi, der die ersten und letzten Dinge berührt, und mit Hermann Suters Musik, die von der spätromantischen Warte aus auf Jahrhunderte europäischer Musikgeschichte zurückblickt.

 

Urs Stäuble, im Oktober 2023